Das Theaterereignis 2024!
Dornach im I. Weltkrieg
Ein Theaterstück in 2 Teilen an Originalschauplätzen.
Mit Shuttle-Bus vor, während und nach der Vorstellung.
Text: Patrick Tschan
Regie: Georg Darvas
In Dornach kam alles zusammen
Die Umstände des Dorfes Dornach während des I. Weltkriegs bilden Kulisse und historischen Rahmen des Stücks «Zünder».
Zentrum und Treiber der Handlung sind die Liebesgeschichte zwischen Serge und Kleopha.
In Dornach trafen wie nirgendwo in Europa am Vorabend des Ersten Weltkrieges die gewaltigen gegensätzlichen Kräfte aufeinander: Die Spitze der Industrialisierung in den Metallwerken Dornach und zeitgenössische Reformbewegungen im Goetheanum.
Bei dieser Theater-Produktion arbeiten zusammen:
Verein Zünder, Goetheanum, Neues Theater, wydeKANTINE, Surprise, Musikverein Concordia Dornach.
Die Geschichte von Kleopha und Serge
Kleopha, leidenschaftliche Tänzerin, Gräfin der k.u.k.-Monarchie, schloss sich auf der Suche nach einem anderen Leben fast jeder Reformbewegung ihrer Zeit an. Nun hofft sie ES in Dornach am Goetheanum zu finden. Sie will eine Ausbildung als Eurhytmistin machen.
Serge, der aus dem Elsass nach Dornach geflohen ist, damit er nicht in die Deutsche Armee eingezogen wird und gegen die Franzosen kämpfen muss. Jetzt baut er in den Metallwerken Granatzünder zusammen, die dem Feind den Tod bringen sollen.
Dornach im I. Weltkrieg
In den Jahren des I. Weltkrieges zählte Dornach rund 2‘000 Einwohner inklusive Apfelbäumen.
Zu dieser Zeit bot die Gemeinde bis zu 1‘600 Menschen Arbeit. Anstellung fanden 600 von ihnen auf der Baustelle des 1. Goetheanums, die anderen 1‘000 bei den Schweizerischen Metallwerke Dornach.
Monarchien im Abendrot
Neun europäische Monarchen kamen in den Buckingham-Palast um Eduard VII. am 20. Mai 1910 die Letzte Ehre zu erweisen. Sie waren alle irgendwie miteinander verwandt.
Ihre Reiche wurden im 19. Jahhurndert tiefgreifenden Umwälzungen durch die Industrialisierung und Demokratiebewegungen ausgesetzt, denen sie meist, ausser einer zunehmenden Militarisierung, keine adäquaten politischen Konzepte entgegenzusetzen wussten.
Diese Sturheit war letztlich mit ein Grund, der zum I. Weltkrieg führte.
Zeit der Reformbewegungen
Im 19. Jahrhundert machen sich Menschen in ganz Europa auf, um Lebens- und Arbeitsgemeinschaften fernab der großen Städte in naturnaher, schöner, zuweilen auch wilder Umgebung zu gründen. Das Leben in den Künstlerkolonien von Barbizon, über Capri und Worpswede bis auf den Monte Verità ist von bewusster Abgrenzung zur bürgerlichen Gesellschaft bestimmt.
Die Aussteiger suchen eine Gegenwelt zur Dichte und zum Konkurrenzdruck in den Städten, zum übersteigerten Nationalismus und dem allgegenwärtigen Krisengefühl. Es entwickeln sich neue Lebensstile, die sich erst deutlich später in der gesamten Gesellschaft durchzusetzen beginnen. Dazu gehören die Frauenemanzipation und das Spiel mit verschiedenen Geschlechterrollen ebenso wie das offene Ausleben einer freieren Sexualität.
(Andreas Schwab)
Das erste Goetheanum
Bis zu 600 Arbeiter aus 16 Nationen arbeiteten während des I. Weltkriegs zum Teil gleichzeitig am ersten Goetheanum. Von überall her kamen Arbeiter und Kunsthandwerker – Zimmerleute, Maurer, Glasschleifer, Zeichner, Holzschnitzer, Maler – nach Dornach, um mitten im Krieg friedlich ein neues geistiges Zentrum in Europa mitzugestalten. Einige wirkten viele Jahre am Bau mit, andere nur kurze Zeit.
Die Metallwerke Dornach
Die Metallwerke Dornach produzierten Millionenfach Zünder und andere Munitionsbestandteile für die Kriegsparteien. Zwischen 1914 und 1917 verfünffachte sich die Menge des verarbeiteten Metalls von 2‘350 Tonnen auf 12‘800 Tonnen. Die Zahl der Beschäftigten stieg im gleichen Zeitraum von 310 auf rund 1’000 Personen.
Der I. Weltkrieg
Das Europa nach der Jahrhundertwende war ein Dampfkessel. Im Zuge der Industrialisierung entstanden starke neue Gesellschaftsschichten (Arbeiterklasse, Bürgertum, Unternehmer- und Finanzaristokratie), die ihre Rechte und ihre Beteiligung an der Staatsführung einforderten. Neue religiöse und reformistische Strömungen wurden Sammelbecken der Sinnsuchenden und die Künste entledigten sich aller Konventionen.
Demgegenüber standen morsche Monarchien, die sich ans «Gottesgnadentum» und an ihre absolutistische Macht klammerten.
Vielleicht war man angesichts dieser Gemengelage froh, dass der Kessel endlich Dampf abliess. Der Krieg würde sich eh wie eine Klassenfahrt nach Paris, Berlin oder Wien ausnehmen. Sie endete in der Hölle von Verdun, den Dolomiten oder in Galizien.
Die Schweiz im
I. Weltkrieg
Die offizielle Schweiz durfte keine fertige Munition liefern (Neutralität, Pulverregal), aber der Privatwirtschaft war bezüglich Munitionsbestandteilen kein gesetzlicher Riegel vorgeschoben.
Die Schweizer Exporte für Munitionsbetandteile wie beispielsweise Zünder, Patronenhülsen, Näpfchen stiegen enorm. Wurden 1913 noch Munitionsbestandteile im Wert von 4.6 Mio. CHF exportiert, waren es 1917 ein Warenwert von CHF 214,3 Mio.!